Reallabor Stolpe

Ausgangspunkt der Reallaborsituation ist der Erwerb eines ehemaliges Betonmischwerks im Oderbruch (Brandenburg) mit der Absicht, die Entwicklung des Areals in einem mehrjährigen o enen und suchenden Prozess zu gestalten. Der gesetzte Anspruch des gesamten Transforma- tionsprozesses muss also darauf abzielen, dass sowohl im Dorf und auch in der Region lebendige Orte des Austauschs entstehen und von einer starken Zivilgesellschaft getragen werden.
Dabei ergeben sich mehrere Herausforderungen, allen voran, wie man das Areal mit bestehen- den Netzwerken und neuen Akteuren gemeinschaftlich entwickeln kann. Hierbei spielt die beson- dere Lage des Betonmischwerks eine wichtige Rolle: als Teil des Ortgefüges von Stolpe mit einer Fläche so groß wie der Rest des bebauten Ortes und als ehemaliger Arbeitsplatz von Anwohnern kommt der Entwicklung als integrative Aufgabe eine besondere Rolle zu. Es stellt sich im Realla- bor auch die Frage, wie man Dorf weiterbauen kann mit den gesetzten Ansprüchen der gemein- schaftlichen Entwicklung, den Dorf unüblichen Raumtypologien und der besonderen Akteurskon- stellationen. Zentrale Herausforderung ist die völlig heterogen zusammengesetzte Konstellation von Akteuren – aus dem ruralen Kontext auf der einen Seite und hyper-urbanen, global han- delnden auf der anderen. Neben direkten AnwohnerInnen steht ein Akteursnetzwerk im Fokus, das sich In den letzten 15 Jahren zwischen Oderbruch und Berlin gebildet hat. Ursprünglich sind viele Akteure aus dem Kunst und Kultursektor, inzwischen hat sich das Netzwerk auf ein breites Spektrum von Aktiven ausgeweitet, die unter anderen auch in der alternativen Landwirtschaft nach neuen Lösungen suchen. Viele der Akteure haben ihre Lebens- und Arbeitsmodelle zwi- schen Stadt und Land angesiedelt, sind oft in gemeinschaftlichen Projekten tätig und haben Ihren Lebensmittelpunkt zumindest teilweise in den Oderbruch verlegt.

Auch für die „alten“ AnwohnerInnen ist die Frage nach Gemeinschaft zentral. Im Reallabor soll dafür konkret untersucht werden, wie die Transformation des Areals dazu beitragen kann, ein in der Nachwendezeit verloren gegangenes Gemeinschaftsgefühl, und damit zusammenhängend, verloren gegangene Orte der Gemeinschaft in Stolpe und der Region zu revitalisieren.
Durch veränderte Lebensstile und Werte sowie die Entwicklung neuer Arbeits- und Produkti- onsformen stellt sich mit dem Erwerb des Betonmischwerks nicht zuletzt die Frage, wie gemein- wohlorientierte und nachhaltige Wertschöpfungsmodelle im ländlichen Raum entwickelt werden können, die bisher vor allem von Entwicklungen im urbanen Kontext getragen werden.

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